Rain: Auf der drittgrößten Skiflugschanze der Welt findet im Oktober ein Feuerwehr-Wettbewerb statt. Extreme Bedingungen erwarten die Teilnehmer - und Vier (vielleicht sechs) aus Rain sind dabei.
1000 Stufen, 412 Meter Länge, 162 Höhenmeter und ein brutal steiler Anstieg liegen vor vier (vielleicht sechs) Feuerwehrleuten aus Rain. Das ist die Dimension, die auf sie beim Oberstdorfer Schanzenlauf zukommt, das ist die Größenordnung, der-Heini-KIopfer-Ski-flugschanze, der drittgrößten der Welt. Und das ist der pure Wahn-Sinn! Am 18. Oktober ist es so weit. Dann müssen Fabio Theiner, Thomas Studener, Tobias Schenk und Michael Forthofer jeweils in Zweierteams zeigen, was sie im nationalen Vergleich drauf haben — und vielleicht auch Alexander Meßner und Dieter Welt, die nachgemeldet wurden.
Dagegen scheint die „schlappe" 30 Meter-Leiter des Treppenturms am Tiefkühlhaus 4 der Firma Aviko in Rain fast ein Klacks zu sein. Möchte man meinen! Doch der Schein trügt, denn kühl ist es dort allenfalls im Inneren. Und so hat es auch das heimische Trainingsgelände für die sechs Rainer Feuerwehrmänner an diesem hochsommerlichen Tag und mit allen Randbedingungen ganz schön in sich. 32 Grad Lufttemperatur und die sengend heiße Sonne machen das Treppensteigen zu einem echten Kraftakt. In voller Montur, mit 20 Kilo schweren Überjacken und mit Atemschutzgeräten ausgestattet, kämpfen sich die Feuerwehrler Stufe um Stufe nach oben. Beim Abstieg sind ihre Gesichter unter den Helmen hochrot. Allein ihr Anblick verursacht beim Zuschauen Schweißausbrüche und Atemnot. Dennoch heben sie hoch motiviert den Daumen nach oben und signalisieren: „Alles bestens!"
Zwei Kameraden gehen zur Sicherheit mit, passen auf und haben Wasser dabei. Und kaum ist die Truppe wieder unten angekommen, geht es zum nächsten Durchgang nach oben und wieder runter und das einige Male… Schließlich wollen sie in Oberstdorf gut abschneiden. Vorbereitet haben sie sich auch schon im Fitnessstudio und der kommenden Woche sind sie dann bei Südzucker zu Gast - keine Woche ohne Training. Warum macht man das? Was ist das Reizvolle an diesem sportlichen Wettkampf, dass sich eine solch kräftezehrende Mühe Iohnt? Die Skiflugschanze ist normalerweise furchtlosen Skispringern vorbehalten. Doch heuer wird die gigantische Anlage zum dritten Mal seit 2023 zu einem herausfordernden Treppenlauf umfunktioniert. Die Aufgabe ist im Wortsinn atemberaubend, sie fordert Kondition und Durchhaltevermögen. Da brennt alles in den Akteuren. Und dann geht das Ganze auch noch auf Zeit. Ja, sie brennen dafür, innerlich wie äußerlich, die Sechs aus Rain. Warum machen sie diese maximale Grenzerfahrung mit? „Da muss man schon verrückt sein", stimmt Alexander Meßner lachend zu und die anderen nicken beifällig. Sie wollen ihre Grenzen ausloten. Und sie wollen fit bleiben für den Feuerwehrdienst — gerade auch als Atemschutzträger. „Es macht halt Spaß", finden sie immer noch. Von ihren anderen Kameraden FFW Rain ernten sie „anerkennendes Kopfschütteln".
Keine Woche ohne Training: demnächst bei Südzucker
Vier von den Teilnehmern aus Rain sind für die Kategorie mit Atemschutz gemeldet. Die beiden ohne Atemschutz - Dieter Welt und Alexander Meßner - warten noch darauf, dass sie auf der Warteliste nachrücken können. Angeschlossen und unangeschlossen heißt das im Fachjargon. 260 Zweierteams - also Trupps, wie die kleinste taktische Einheit genannt wird - sind insgesamt für Oberstdorf gemeldet, das Sind 520 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. „Wir mussten schnell sein bei der Anmeldung, denn in zehn Minuten waren alle Plätze weg", schildert Alexander Meßner. „Deshalb haben unsere beiden Unangeschlossenen zunächst keinen Platz bekommen". Doch auch wenn es mit den beiden nicht mehr klappen sollte, ist das kein Grund, enttäuscht zu sein, denn auf die zwei warten längst weitere Herausforderungen. Sie haben noch einen weiteren Wettbewerb im Blick: Dieter Welt und Alexander Meßner treten am 20./21. September bei der internationalen „FireFit Championship Europe" in Landshut an. Dort müssen sie innerhalb von sechs Minuten einen Parcous bewältigen, der nach strengen Regeln die physischen Anforderungen der Feuerwehrtätigkeit simuliert. Zu den Stationen gehören Treppenlaufüber drei Etagen und zwölf Meter Höhe mit einem 19 kg schweren Schlauchpaket über der Schulter, Hammerschlagtest, Hindernisparcours, Schlauchziehen und Zielspritzen sowie Menschenrettung mit einem 80-Kilo-Dummy.
Das Training an diesem sengend heißen Sommertag bei Aviko ist also auch für Dieter und Alex selbstverständliche und freudig absolvierte Pflicht. Wenn es Oberstdorf nicht sein, sollte, dann ruft eben Landshut. Und so erkämpfen sie Sich zusammen mit Fabio, Thomas, Tobias und Michael Stufe um Stufe um Stufe um Stufe des Treppenturms — sie alle wollen dabei sein, denn: „Wir Feuerwehrler Sind eine große Familie!"
Pressebericht aus der Donauwörther-Zeitung vom 04.07.2025 von Barbara Würmseher.